HG-Bild
Holunderduft

begleitet uns auf der Kultour in Erfurt und Weimar

Montag, 12. Juni 2023 - ante portas

Wir haben letzte Woche das Haus, den Garten, die Blumen und den Minizoo von Eva, Sara und Noah während ihres wohlverdienten Urlaubs in Cavallino versorgt. Am Samstag erzählten sie uns dann begeistert von ihren Erlebnissen. Am Sonntag packten wir unsere Sachen und bestückten das Womo. Nach einer kurzen Nacht brechen wir heute schon um 6:30 Uhr auf. Ohne Frühstück, das wird unterwegs nachgeholt. Die Fahrt verläuft für uns komplett ereignislos. Bei Hilpoltstein rauschen wir an einem kilometerlangen Stau auf der Gegenfahrbahn vorbei. Punkt 12 Uhr rollen wir auf den Wohnmobilstelllatz "Tor zur Stadt Erfurt". Sehr komfortabel mit großen Parzellen und einem Top-Sanitärgebäude. Von unserem Platz ist es allerdings ein ganzes Stück zum Duschen. Den Nachmittag legen wir die Beine hoch und freuen uns über das schöne Sommerwetter. Am Abend radeln wir für eine kurze Stippvisite die gut fünf Kilometer ins historische Zentrum. Wir umrunden den großen Domplatz und stromern durch die sich daran anschließenden lauschigen Gassen. Es ist schön hier. Eine Tasse Kaffee rundet den ersten positiven Eindruck ab.

Stellplatz

auf dem tollen Womo Stellplatz "Tor zur Stadt Erfurt"

Dom

Erfurt - der Dom und rechts daneben die St. Severi Kirche


Dienstag, 13. Juni 2023 - 's ist wieder Sommer in der Stadt

Heute ist eine umfangreiche Besichtigung der thüringischen Hauptstadt angesagt. Ein kurzes Statement zu den Radwegen: besonders der Teil am Stadtrand ist recht unangenehm zu fahren. Natürlich müssen in einem Stadtgebiet viele Kreuzungen gequert werden. Aber die Kanten der Radwege sind dort nicht angeschrägt, sondern nur abgerundet und relativ hoch. Rad und Fahrer(in) werden beim Passieren kräftig durchgerüttelt. Und nicht zuletzt stehen immer wieder mitten in der Fahrbahn Masten von Ampeln oder Schildern. Seltsam! Stadteinwärts geht's meist bergab. So kommen wir ohne große Anstrengung bei der Zitadelle Petersberg an. Von ihr aus haben wir einen schönen Blick auf die Altstadt unterhalb. Ab jetzt gehen wir zu Fuß weiter, die Räder bleiben hier zurück. Ein gläserner Aufzug transportiert uns nach der Besichtigung der Stadtfestung bequem ins Zentrum. 70 breite Treppenstufen führen hinauf zum Dom. Er soll im 8. Jahrhundert durch Bonifatius errichtet worden sein. Heute ist die Kathedrale Sitz des Bistums Erfurt. Der imposante Hochaltar ist mehr als 300 Jahre alt. Die "Gloriosa", die größte freischwingende mittelalterliche Glocke der Welt, verbarrikadiert sich hinter vielen Stufen des Mittelturms. Direkt neben dem Dom wartet die Kirche St. Severi auf uns. Ursprünglich war sie die Kirche eines Benediktinerinnenklosters. In einem monumentalen Sarkophag ruhen die Gebeine des Kirchenpatrons Severus, Bischof von Ravenna. Er wurde mitsamt Frau und Tochter heiliggesprochen. Das waren andere Zeiten.

Zitadelle

Festungsmauer der Zitadelle Petersberg

Peterstor

das Peterstor der Zitadelle

Skulpturen

die "drei Bischöfe" von Peter Kühn

Paradiesbaum

der "Paradiesbaum" in der Zitadelle - aus Baustahl mit 70.000 kupfernen Blättern

Domplatz

Blick von der Zitadelle zum Domplatz

Dom

Blick von der Zitadelle zum Dom

Dom

der Dom zu Erfurt

St. Severi

die Kirche St. Severi

Orgel

prächtiges Orgelwerk in St. Severi

Sarkophag

Sarkophag des Heiligen Severus

Nach der Festung und den beiden Kirchen haben wir uns eine kurze Ruhepause verdient. Eine kleine Bäckerei versorgt uns mit belegten Brötchen und Wasser. Frisch gestärkt geht es weiter. Der Fischmarkt ist voller Menschen. Er wird von imposanten Gebäuden eingerahmt. Das neugotische Rathaus ist Sitz der Verwaltung und Veranstaltungsort für Konzerte, Empfänge und Feiern. Das Gildehaus, ein prächtiges Bürgerhaus, steht ein wenig im Schatten vom "Haus zum Breiten Herd". Dessen bunte Reliefs, Voluten und Ornamente zeugen von der Schöpferkraft der Renaissance. Ein weiterer Katzensprung trennt uns vom nächsten Wahrzeichen Erfurts, der Krämerbrücke. 120 Meter lang spannt sie sich über die Gera und trägt 32 farbenfrohe Häuser in zwei Reihen auf ihrem Rücken. Sie beherbergen meist Geschäfte für Kunsthandwerk, Antiquitäten und natürlich Souvenirs. Eine Eisdiele mit alter Einrichtung bietet die kühle Süßigkeit in selbstgemachten Waffeln an. Da kann Otto nicht nein sagen. Wir gehen zurück in der Geschichte der Stadt und stehen vor dem unspektakulären Portal des Collegium Maius. Der Reformator Martin Luther schloss hier im Jahr 1505 das Grundstudium der Sieben Freien Künste als Magister Artium ab. Das Evangelische Augustinerkloster kann nur im Rahmen einer Führung betreten werden. Und die wird täglich um 11 Uhr angeboten. Unverrichteter Dinge müssen wir wieder abziehen. Also weiter zur "Alten Synagoge". Wir folgen den Wegweisern und laufen versehentlich daran vorbei. Als wir sie endlich gefunden haben, hat uns die Hitze dermaßen zugesetzt, dass wir das Museum der Geschichte der Jüdischen Gemeinde Erfurts gar nicht mehr anschauen wollen. Zurück bei den Rädern rasten wir noch mal bei Kaffee auf der Zitadelle, bevor wir die fünf Kilometer hoch zum Womo-Stellplatz strampeln.

Rathausplatz

Haus zum breiten Herd, Gildehaus und Rathaus

Haus

das Haus zum breiten Herd am Rathausplatz

Krämerbrücke

die Krämerbrücke

Krämerbrücke

die Krämerbrücke

Eis

Pause auf der Krämerbrücke

Tor

Eingang zum Collegium maius

Kloster

Evangelisches Augustinerkloster

Kloster

"Ort der Stille" im Kapuzinerkloster


Mittwoch, 14. Juni 2023 - Sommergarten

Nach einer ersten Gartenschau im Jahr 1950 etablierte sich ab 1961 mit der regelmäßig veranstalteten Internationalen Gartenbauausstellung (iga) die größte und bedeutendste Veranstaltung dieser Art in der damaligen DDR in der Blumenstadt Erfurt. 2021 fand im egapark die Bundesgartenschau statt. Neben der Wartburg ist das 36 ha große Gelände die meistbesuchte touristische Attraktion Thüringens. Wir widmen ihr zu Recht einen ganzen Tag. Auf den großen Rasenflächen toben Grundschulklassen, ältere Jugendliche treiben Sport. Wir beginnen mit den unzähligen Blumenbeeten, den Fuchsien, Pelargonien, Rosen, Lilien und Iris. Nur der Abstecher zum Bienengarten lohnt nicht. Das Restaurant "Caponniere" bleibt für uns wegen einer geschlossenen Gesellschaft tabu. Dann muss halt ein pappiger Hotdog vom Imbiss reichen. In bequemen Hängematten verdauen wir den heißen Hund. Der Aussichtsturm nebenan bietet nur einen eingeschränkten Blick über das riesige Gelände. Im Japanischen Fels- und Wassergarten lassen wir uns nach Fernost entführen. Unser Highlight ist der Besuch des Wüsten- und Urwaldhauses Danakil. Dort tauchen wir ein in Flora und Fauna der Extremregionen unserer Erde. Fasziniert schauen wir den Blattschneiderameisen zu, wie sie Blütenblätter zu ihrem Bau transportieren. Wir rasten noch einmal bei Kaffee und Kuchen und spazieren am großen Spielplatz vorbei dem Ausgang zu. Am Abend freuen wir uns, dass wir bis Sonnenuntergang die milden Strahlen genießen können, während sich die Insassen der gegenüberliegenden Wohnmobile, die im Schatten stehen, bereits alle nach drinnen verkrümelt haben.

ega

im Rosengarten auf dem ega-Gelände in Erfurt

Blütenpracht

Blütenpracht

Park

Blick vom Aussichtsturm auf das ega-Parkgelände

Skulpturengarten

Blick vom Aussichtsturm auf den Skulpturengarten

Wasserspiele

Wasserspiele

Pause

mach mal Pause

Liege

in der Ruhe liegt die Kraft

Japan

im Japanischen Garten

Japan

im Japanischen Garten

Danakil

Danakil - die Wüste lebt

Danakil

Danakil - die Wüste lebt

Danakil

Danakil - die Wüste lebt

Danakil

Danakil - die Wüste lebt

Danakil

Danakil - Regenwaldbewohner

Danakil

Danakil - Regenwaldbewohner



Donnerstag, 15. Juni 2023 - Potzblitz

Am 2. Juli 1505 ist Martin Luther zu Fuß von seinem Heimatort Mansfeld nach Erfurt zum Studium unterwegs. Vor wenigen Monaten, im April dieses Jahres, hat er ein hervorragendes Magisterexamen im Grundstudium der septem artes liberales (der Sieben freien Künste) abgelegt und auf Wunsch seines Vaters soeben mit dem Jurastudium begonnen. Nahe der Stadt gerät er in ein heftiges Sommergewitter. „Ich bin durch einen Blitzstrahl bei Stotternheim derart erschüttert worden, dass ich gerufen habe: Hilf du heilige Anna, ich will ein Mönch werden! Nachher reute mich das Gelübde, und viele rieten mir ab. Ich aber beharrte darauf." Am 31. Oktober 1517 schlägt der Theologe Luther in Wittenberg seine 95 Thesen an. Und exakt 400 Jahre später wird der Lutherstein bei Stotternheim feierlich aufgerichtet.

Wir haben Erfurt vorhin verlassen, sind durch ein wahrhaft ödes Industriegelände geirrt und stellen unser Womo gleich neben der Gedenkstätte ab. Es ist unglaublich heiß. Der Kiesabbau nebenan und der damit verbundene Schwerverkehr laden nicht zum Verweilen ein. Und so rollen wir 30 Kilometer weiter zum Wohnmobilstellplatz am Herrmann-Brill-Platz in der Dichterstadt Weimar. Rosi erspäht eine schattige Lücke. Wir sind sehr zufrieden und machen zunächst mal Pause.

Der nachmittägliche Stadtbummel führt uns durch den Park an der Ilm zum Gartenhaus Goethes. Im blühenden Außenbereich mit verstreuten lauschigen Bänken bleiben wir lange sitzen. Das Gebäude selbst ist eher unscheinbar. Wir bezahlen 7 Euro Eintritt pro Person für seine Besichtigung und sind enttäuscht. Ein einfaches Informationsblatt beschreibt die magere Ausstattung der paar Zimmer, die dem großen Dichter sechs Jahre lang Zuhause waren. Zurück in die Hitze der Stadt. In der Schillerstraße suchen wir im Schatten vor einem gemütlichen Café Zuflucht und genießen das lebhafte Treiben um uns herum. Weimar ist ein Dorf: jeder kennt hier jeden! Vor der "Altweimarische Bierstube" beim Goethebrunnen kommen wir später beim Abendessen auch selber mit Einheimischen ins Gespräch.

Gedenkstein

Luther Gedenkstein bei Stotternheim

Stellplatz

schattige Pause am Wohnmobilstellplatz in Weimar

Stellplatz

schattige Pause am Wohnmobilstellplatz in Weimar

Gartenhaus

Goethes Gartenhaus in Weimar

Zimmer

im Altanzimmer von Goethes Gartenhaus


Freitag, 16. Juni 2023 - im Grünen

Der heutige Vormittag gehört erneut der Stadt Weimar. Sehr ausführlich widmen wir uns der Kirche St. Peter und Paul, der Herderkirche. Hauptanziehungspunkt ist ihr Flügelaltar, der 1552 von Lucas Cranach dem Jüngeren geschaffen wurde. Der Cranachaltar gilt als eines der Hauptwerke der sächsisch-thüringischen Kunst des 16. Jahrhunderts. Wir erinnern uns gerne daran, wie wir am Hl. Abend 2007 in dieser Kirche der Christmette beigewohnt haben. Einen Steinwurf von der Kirche entfernt befindet sich das Kirms-Krackow-Haus. Die schlichte Fassade und der unscheinbare Zugang lassen uns zunächst daran vorbeigehen. Erst im zweiten Anlauf entdecken wir den bedeutenden Treffpunkt der Weimarer Gesellschaft in der Zeit Goethes. Das Museum ist leider erst ab 14 Uhr geöffnet. Wir begnügen uns mit dem lichten Innenhof und dem reizvollen Garten. Mittags verlassen wir die Stadt und fahren zum "Camping im Grünen" bei Oettern, um uns dort mit Anita und Franz zu treffen. Bei der Ankunft ist der Platz verwaist. "Kein Luxus, dafür viel Natur und erkennen, dass manchmal weniger mehr ist. Camping soll hier in seiner ursprünglichen Form möglich sein.", beschreibt ihn der Inhaber Marc Elze auf seiner Website treffend. Wir beziehen eine Fläche, wo der Bully unserer Freunde auch noch Platz finden wird. Der gesellige Nachmittag mündet in einen kräftigen Wolkenbruch, gerade als wir in der "Männerwirtschaft" beim Abendessen sitzen.

Herderkirche

die Herderkirche in Weimar

Herderkirche

Altar der Herderkirche

Altarbild

Altarbild von Lucas Cranach dem Jüngeren

Garten

im Garten des Kirms-Krackow-Hauses

Innenhof

Innenhof des Kirms-Krackow-Hauses

Garten

der Garten des Kirms-Krackow-Hauses

Camping

Camping in Grünen


Samstag, 17. Juni 2023 - Versorgungsengpass

Wir "müssen" heute Morgen lange schlafen, die bestellten Frühstückssemmeln gibt's erst ab 8:30 Uhr. Armer Franz! Im Lauf des Vormittags brechen wir zu einer Radtour entlang der Ilm auf. Der Ilmradweg Richtung Südwesten macht Spaß. Er ist wenig befahren, meist geteert und führt durch eine grüne Flusslandschaft. Einige wenige deftige Steigungen wollen bezwungen werden. Aber wir haben ja Motorunterstützung. Ein kurzer Fotostopp bei der alten Holzbrücke in Buchfart. Über Hetschburg, Bad Berka weiter zum Rittergut München. Geschlossen - kein Kaffee! Wir versuchen unser Glück in Kranichfeld (und finden es nicht). Ebenfalls alles geschlossen. Via Google entdeckt Otto in Tannroda den "Gastraum Heinrich" bei der Burg, der soll ab 12 Uhr geöffnet haben. Also vier Kilometer zurück. Das Restaurant ist sehr gepflegt und bietet vegetarische Kleinigkeiten für wenig Geld an. Nach der Stärkung ersteigen Rosi und Franz noch den Burgturm, danach machen wir uns auf den Heimweg. Den Abend lassen wir gemütlich auf der Terrasse des Campingplatzes ausklingen, wo ein Solomusiker mit seiner Gitarre für ansprechende Unterhaltung sorgt.

Ilmradweg

auf dem Ilmradweg bei Oettern

Brücke

die alte Holzbrücke in Buchfart

Buchfahrt

vor der alten Holzbrücke in Buchfart

Tannroda

beim "Gastraum Heinrich" auf der Burg Tannroda

Tannroda

beim "Gastraum Heinrich" auf der Burg Tannroda

Turm

Burg Tannroda

Männerwirtschaft

abends in der "Männerwirtschaft"


Sonntag, 18. Juni 2023 - Fiber to the Home

Nach dem gemütlichen Frühstück verlassen wir Anita und Franz. Sie radeln heute nach Weimar und wir müssen nach Hause, weil morgen ein Techniker der Telekom unseren neuen Glasfaseranschluss fertigstellt. Wir hatten schöne Tage in Thüringen und freuen uns auf die nächste Tour.