Hintergrund

SÜDAFRIKA
Garden Route

wo der Pfeffer wächst

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15.02.2016 – Mitternacht bei Emirs

Erst nach einem kurzen Telefonat finden wir das Gelände von „Park and Fly Direct“ in Achering nahe beim Flughafen um 12 Uhr. Zusammen mit einem weiteren Fluggast werden wir von hier zum Terminal chauffiert. Alle Reiseteilnehmer wurden als Gruppe eingecheckt. Die Sitzplätze sind bereits fest vergeben, eine individuelle Wahl ist nicht mehr möglich. Wir haben Glück und erhalten im riesigen A380 einen Platz am Fenster und in der Mitte daneben. Die Emirates-Maschine ist modern und großzügig ausgestattet, mit ordentlicher Sitzbreite und -abstand. Etwas verspätet heben wir ab Richtung Dubai, wo wir etwa 6 Stunden später sicher landen.


16.02.2016 – Tumulte am Kap

Es ist Mitternacht in Dubai und wir müssen 4 Stunden auf den Weiterflug nach Kapstadt warten. Zum Glück ergattern wir noch 2 der begehrten - wenn auch harten und gar nicht so bequemen - Liegesessel. Schon vorhin im Flugzeug war es sehr kalt. Auch hier am Airport beweisen die Klimaanlagen ihre Leistungsfähigkeit. Halsschmerzen kündigen sich an. Endlich beginnt das Boarding der B777-300 mit einer Kapazität von ebenfalls mehr als 400 Passagieren. Unsere Sitzplätze sind diesmal weit auseinander. Da aber neben Otto Plätze leer sind, kann Rosi zu ihm wechseln. Die fast 10 Stunden Flugzeit sind dank der mitgebrachten Sudokus und Bücher, sowie der angebotenen Verpflegung und Filme wieder gut auszuhalten. Es ist Mittag in Kapstadt, die Reisegruppe findet sich zusammen. Der Reiseleiter empfiehlt, gleich hier am Airport am Geldautomaten Bargeld zu besorgen. Ottos Karte funktio­niert an keinem der vorhandenen Terminals. Mist - also steigen wir ohne Bares in den wartenden Bus. Unsere Gruppe ist 45 Personen stark und überwiegend silber­lockig. Vom Flughafen, westlich der Stadt gelegen, fahren wir zunächst an den Hochhäusern an der Waterfront und am „Groote Schuur Hospital“ vorbei, wo im Dezember 1967 Prof. Christiaan Barnard die erste Herztransplantation gelungen war, zum „Signal Hill“ am Atlantik. Von hier oben genießen wir einen tollen Blick über Cape Town und auf den Tafelberg. Der Himmel ist strahlend blau, nur der Gipfel des markanten Felsplateaus trägt eine weiße Wolkenmütze. Der Wind ist extrem heftig, Otto kann aus der Hand nicht filmen. Eigentlich war vorgesehen, im Anschluss auf den Tafelberg hoch zu fahren. Wegen der Böen ist jedoch die Seilbahn gesperrt. Fritz, unser Guide, verspricht uns einen zweiten Versuch am Ende unserer Rundreise. Rosmarie ist sicher, dass ein Teilnehmer der Gruppe am Flughafen zurückgeblieben war und informiert Fritz. Sein Abzählen bestätigt ihre Aussage. Dirk, wie wir ihn nennen, ist im Augenblick auf sich allein gestellt. Zu Fuß erkunden wir anschließend das Malaienviertel „Bo-Kaap“ mit seinen malerischen knallbunten Häusern. Nicht weit entfernt ist „The Company´s Garden“, ein gepflegter Park mit der Statue von Cecil John Rhodes, britischer Großgrundbesitzer, Unternehmer und Politiker, einer der führenden Akteure des Wettlaufs um Afrika. Am Ende der Grünanlage besuchen wir das „South African Museum“ mit seinen vor- und naturgeschichtlichen Exponaten. Danach werden wir endlich müde und erschöpft im Hotel „Garden Court Nelson Mandela Boulevard“ abgesetzt. Bei der folgenden Informationsveranstaltung des Reiseleiters kommt es fast zu Tumulten, als Fritz erklärt, dass sich der Ablauf der Reise etwas verändert habe. Wobei wohlgemerkt nur die Reihenfolge der Besichtigungen verschoben wurde. Geistige Flexibilität ist offensichtlich nicht jedermanns Sache. Die 3 zusätzlich angebotenen Optionen – 5 leichte Mittagessen mit 1 Getränk für 60 Euro, Besichtigung der Cango Caves bzw. Kayelitsha Townships für je 35 Euro pro Person – nehmen wir nicht. Rosi, weil sie keine zusätzlichen Aktivitäten machen möchte, Otto mangels nötigem Bargeld (verflixte Geldautomaten!). Am Ende der Reise werden wir froh sein, dass es so gekommen ist. Dirk ist jetzt auch wieder bei uns. Otto versucht am Abend in der Nähe wieder vergeblich Geld abzuheben. Bei einem Telefonat mit unserer Bank zuhause klärt sich das Dilemma: die Maestro EC-Karte muss für Südafrika explizit freigeschaltet werden! Herr Richter in Erdweg will das sofort erledigen.


17.02.2016 – Bombenalarm

Wir brechen sehr früh auf: die Koffer müssen bereits um 6:30 fertig gepackt vor den Zimmern stehen! Knapp 600 Kilometer Busfahrt warten auf uns. Wer um alles in der Welt denkt sich denn so was aus? Offensichtlich hat Fritz schlecht geschlafen. Übellaunig motzt er uns an, die Koffer persönlich vor dem Bus zu identifizieren, nur dann werden sie verstaut und mitgenommen. Bombenalarm? Wegen dem Kuddelmuddel ums Gepäck verzögert sich die Abfahrt. Endlich geht‘s los – immer noch ohne Bargeld im Portemonnaie. An einer Tankstelle wird ein erster Stopp eingelegt – Pipipause. Der Geldautomat nebenan wird gerade von einem Sicherheitsdienst geleert und ist erst nach unserer Weiterfahrt wieder betriebsbereit. Der Urlaub verspricht billig zu werden. Als wir mittags Mossel Bay erreichen, zeigt der Kilometerzähler 400 km mehr an als heute Früh, nur unser Bargeldstand ist unverändert. Vor mehr als 500 Jahren betrat hier der portugiesische Seefahrer Bartolomeu Diaz als erster Europäer die Ostküste Südafrikas. Na gut – der war noch länger als wir unterwegs. Wie viel Zeit er damals hier verbracht hat, ist nicht überliefert. Wir jedenfalls haben 45 Minuten, das „leichte Mittagessen mit 1 Getränk“ zu uns zu nehmen (Mittags-Abo), oder den kleinen Ort zu erkunden (Rosi und Otto). Es gibt keinen Geldautomaten in Gehweite! Die Brandung wirft weiße Schaumkronen gegen die felsige Küste, der Himmel ist von grau-weißen Wolken bedeckt, der hübsche Ort ziemlich verwaist. Vermutlich sind alle beim Essen. Da die Raucher vor dem Bus noch ihrer Sucht frönen müssen und einige ihre leichte Mahlzeit lieber draußen im Stehen verdauen wollen, verzögert sich die Abfahrt deutlich. Dieses Phänomen wird uns bis zum Ende der Tour begleiten. Etwa 100 km weiter östlich halten wir in Knysna. Ein Schaufelrad-Dampfer übernimmt uns und schippert uns über die 20 km² großen Lagune, die nur durch eine schma­le felsige Einfahrt – die Knysna Heads – mit dem Indischen Ozean verbunden ist. Das Städtchen zu besichtigen bleibt leider keine Zeit, aber wir können endlich Bargeld ziehen. Nach der kurzweiligen Bootstour fahren wir rund 50 km nach Wilderness zurück, wo wir im „Wilderness Hotel“ unser romantisches Nachtquartier beziehen. Es ist schon dunkel, als wir nach dem Abendessen noch einen Bummel zum langen, breiten und stockfinsteren Sandstrand machen. Müde fallen wir in die bequemen Betten.


18.02.2016 – Pleitegeier

Wir stellen die Koffer um 6:00 Uhr fertig gepackt vor die Zimmertür. Offensichtlich haben wir eine Erziehungscamp-Reise gebucht! Aber wir sind lernfähig und -willig, das Identifizieren und Verladen der Koffer klappt wie am Schnürchen. In Knysna halten wir kurz an, weil ausnahmsweise Fritz mal zur Bank muss. Die Straße wird mautpflichtig. Sie quert steile tiefe Schluchten, gewährt imposante Ausblicke, was von den Kameras leider nicht adäquat festgehalten und wiedergegeben werden kann. Von einem Parkplatz in der Nähe der Storms River Bridge gehen wir eine Viertelstunde durch feuchten Regenwald zum berühmten „Big Tree“. Der Yellowwood Baumriese ist knapp 40 m hoch, hat unten einen Umfang von etwa 9 m und soll mehr als 800 Jahre alt sein. Es ist gar nicht so einfach mitten im Urwald so einen Giganten abzulichten. Am Parkplatz ist dann Stau an den Toiletten. Sogar vor der Männer-Tür hat sich eine Schlange gebildet. Die Zeit drängt. Mittags passieren wir Port Elizabeth ohne anzuhalten. Im Lager des Addo Elephant Park dürfen wir nur kurz aussteigen um unser Permit zu unterschreiben und im Shop Kleinigkeiten zu besorgen. Wir kaufen Biltong, das ist klein geschnittenes getrocknetes Fleisch, und Äpfel. Das Mittags-Abo ist heute ebenfalls ein Lunch-Paket. Mampfende Menschen, eingesperrt im klimatisierten Reisebus, auf Safari! Wegen der üppig grünen Vegetation ist Tier­beobachtung schwierig. Kilometerweit tuckert unser Bus dahin und wir schauen müde auf die Kameldornakazien links und rechts des Weges. Endlich lichtet sich das Grün, ein Wasserloch taucht vor uns auf und wir bekommen Wildlife vor die Linsen. Unermüdlich klicken die Verschlüsse der Kameras. Unbeeindruckt nimmt eine Elefantenherde ein wohliges Schlammbad. Nach ihrem Abzug dürfen Warzenschweine und Zebras ran und von der braunen Brühe trinken. Auf einem höher gelegenen Parkplatz ist noch ein Halt für die Nikotin-Süchtigen und alle die sich raus wagen. Ein einsamer Elefant, Antilopen, Zebras und Kraniche stellen sich zur Schau. Dann ist es gut. Wir fah­ren zurück nach Port Elizabeth und beziehen unser Hotelzimmer. Laute Musik und Lautsprecherdurchsagen animieren uns, an den Strand zu gehen, wo sich schon viele Menschen versammelt haben. Von 17 bis 22 Uhr ist „Goodnight Market - a night of live music and delicious food“. Aber wir müssen zurück ins Hotel. Gleich fährt unser Bus zu einem schönen Restaurant mit Blick über den Beach. Das hatten wir uns toll vorgestellt. Im Lokal erklärt man Fritz, dass der Reiseveranstalter heute Vormittag das komplette Dinner abbestellt hat. Hallo, sind die pleite? Wir werden zurück ins Hotel kutschiert und genießen dort ein Dinner à la bonne heure mit Schlangen am leeren Büffet und ohne Service.


19.02.2016 – endlich Urlaub

Erziehungscamp-Cheftherapeut Fritz lässt uns heute ausschlafen. Erst um 6:30 Uhr haben die Koffer draußen zu stehen. Im Frühstücksraum ist noch nicht eingedeckt. Aber heute sind nur mehr rund 400 km angesagt – was ein Glück! In Plettenberg Bay ist vormittägliche Rast. Der Blick auf den langen Sandstrand entschädigt für die ermüdende Busfahrt. Doch die Zeit drängt. Für das Mittags-Abo bleiben in Wilderness nur 45 Minuten. Wir anderen spazieren derweil genüsslich am herrlichen Sandstrand. Es kommt Urlaubs-Feeling auf. Pünktlich sind wir zurück am Treffpunkt, aber das Essen dauert heute offensichtlich länger. Es ist ganz schön heiß vor dem Bus. Am frühen Nachmittag checken wir im Hotel in Oudtshoorn ein. Wer die Cango Caves zusätzlich gebucht hatte, darf gleich weiter dorthin fahren. Wir sind derweil gezwungen, uns die Zeit gemütlich am Pool zu vertreiben und später in einem lauschigen Café einen „Wiener Eiskaffee“ zu trinken. Die Sonne brennt auf der Haut. Am Abend besuchen wir eine Straußenfarm – Oudtshoorn ist die „Stadt der Federn“. Das Gelände dort ist menschenleer und Tiere sind ebenfalls keine zu sehen. Man hat Fritz eine falsche Adresse gegeben. Bei einbrechender Dämmerung kommen wir ans richtige Ziel. Kurzweilig erfahren wir vieles vom lieben Federvieh, unter anderem auch, dass die Männchen schwarze Eier legen (grins). Wir dürfen Strauße anfassen und 3 Mutige unter 75kg Körpergewicht sogar eine Runde auf einem reiten. Im Restaurant warten dann saftige Straußen-Steaks auf uns. Das Dinner schmeckt vorzüglich und entschädigt für die Pannen davor. Im Shop werden Souvenirs in allen Preislagen angeboten: hochwertige Produkte aus Straußenleder, leere Eierschalen und vieles mehr, was die Welt nicht braucht. Staubwedel aus Federn sind bei der Gruppe hoch im Kurs. Es beginnt leicht zu regnen.


20.02.2016 – aussichtslos

Auch heute liegen mehr als 400 km vor uns, aber das frühe Aufstehen kennen wir inzwischen ja. Die Route 62, etwa 100 km landeinwärts parallel zur Garden Route, führt uns zurück nach Westen durch wunderschöne Landschaften. Der Name erinnert etwas an die weltberühmte Route 66 im Mittleren Westen der USA, was auch gewollt ist. Kennzeichen dieser Fernstraße sind atemberaubende Gebirgspässe, grüne Täler mit Obst- und Weinanbau und die einsamen Landschaften der Halbwüste der Kleinen Karoo. In Barrydale ist ein längerer Stopp bei „Hardy´s Memories of Africa“, einer Toilette mit großem Souvenirshop, wo neben vielem Kleinkram auch wertvolle Holzschnitzereien verkauft werden. In einem Weingut in Paarl, etwa 60 km vor Kapstadt ist Mittagspause. Rosi und Otto spazieren kurz durch das gepflegte aber unattraktive Gelände und trinken dann mit dem Rest der Gruppe ein Glas Wein. Um 15 Uhr haben wir bereits wieder die Waterfront von Kapstadt erreicht. Es geht Richtung Tafelberg, dessen Gipfel auch heute in dichte Wolken getaucht ist. Fritz empfiehlt trotzdem hinauf zu fahren, schließlich ist er Teil des Programms und von uns bezahlt. Vor der Talstation ist Stau - unsere Fahrscheine sind nicht gültig. Während Fritz sich um Ersatz kümmert, verschlechtert sich das Wetter zusehends. Endlich können wir einsteigen. Die Kabine der Seilbahn dreht sich während der Fahrt, damit alle Passagiere gleichermaßen den Ausblick in den dichten Nebel genießen können. Nicht jedem ist diese Panoramarotation geheuer. Und oben erwarten uns stürmischer Wind, intensiver Nieselregen und eine Sicht von nicht einmal 10 m. Im Aussichtscafé genehmigen wir uns einen Cappuccino. Einige wollen rasch wieder runter und bitten Fritz um ihre Fahrscheine. Dabei hat wohl jemand aus der Gruppe zu viele Tickets an sich genommen, so dass Fritz am Ende für die letzten 2 Personen keine Billetts mehr hat. Der bzw. die Übeltäter geben sich nicht zu erkennen. Dinner ist heute Abend in einem schicken Lokal an der Waterfront. Fritz hat vorher noch mal telefonisch abgeklärt, dass diesmal wirklich alles klappt. Im Gänsemarsch kämpfen sich 45 Touristen hinter ihrem Guide durch das belebte Gedränge der Einkaufszentren, Passagen und Plätze. Die Speisenauswahl ist eher enttäuschend, es gibt nur einen Hauptgang. Der Fisch, den wir wählen, schmeckt aber lecker.


21.02.2016 – Bargeldnot

Die heutige Sightseeing-Tour geht eigentlich nur ans Kap der Guten Hoffnung und ist am Ende doch mehr als 150 km lang. Wir erreichen an der Hout Bay den berühmten „Chapman´s Peak Drive“, die spektakuläre Küstenstraße. Die enge Fahrbahn ist voller Radfahrer im sportlichen Rennoutfit – das ganz normale Sonntagsvergnügen. Bei Noord­hoek haben wir den kilometerlangen weißen Sandstrand von Long Beach vor uns. Mal direkt am Atlantik, dann wieder landeinwärts auf der Kap-Halbinsel erreichen wir schließlich das Cape of Good Hope. Eine Tafel mit den Koordinaten 18°28‘26“ East und 34°21‘25“ South dient als schöner Foto­hintergrund, wenngleich das Kap hier gar nicht der südlichste Punkt Afrikas ist. Dem gleichen Irrtum, wie an dieser Stelle Bartolomeo Diaz vor mehr als 500 Jahren, unterlag ja auch rund 70 Jahre später der englische Kapitän Richard Chancellor am norwegischen Nordkap. Wir fahren ein Stück weiter und gehen hoch zum Cape Point Lighthouse, von wo wir einen schönen Blick auf die Kap-Spitze und den Diaz-Beach haben. Hier treffen der 12° kalte Atlantik und der bedeutend wärmere indische Ozean aufeinander. Auf vorgelagerten Felsen aalen Seehunde in der wärmenden Sonne. Ein Stück weiter nördlich am Boulders Beach haben rund 3000 Brillenpinguine eine Kolonie gegründet. Von Holzstegen aus kommen wir den gar nicht scheuen Tieren ganz nahe. In Simon´s Town ist Mittagspause. Unsere EC-Karte funktioniert schon wieder nicht, andere Mitreisende haben das gleiche Problem. Zum Glück spendiert uns ein anderer Geldautomat die gewünschten Devisen. Am Nachmittag legen wir uns am Hotelpool in die Sonne (Otto), bzw. gehen schwimmen (Rosi). Der frische Wind lässt die sengende Kraft der Sonne gar nicht spüren. Rosi spendiert Ottos roter Nase Soventol Salbe. Abendessen gibt’s heute im Hotel. Nach einem kurzen Abschiedsdrink an der Bar gehen wir Koffer packen.


22.02.2016 – Sektfrühstück

Ein letzter kurzer Ausflug nach Stellenbosch passt noch vor unseren Abflug. Die Landschaft ist geprägt von weitläufigen Weinfeldern. Das Weingut Simonsig ist ein reiner Familienbetrieb. 1688 wanderte die Familie von Frankreich nach Südafrika aus und betreibt seit dieser Zeit den Weinbau. Die Farm hat eine Größe von 275 ha, 205 ha davon unter Reben. Passend zum bisherigen Ablauf der Tour hat das Unternehmen keine Information unseres Besuchs. Rasch werden auf der schattigen Terrasse Tische für uns gedeckt und Sekt und diverse Weine zum Verkosten gereicht. Rosi und Otto wollen um 9 Uhr morgens noch keinen Alkohol zu sich nehmen. So bummeln wir derweil über das gepflegte Anwesen und durch die edlen Schauräume. Anschließend ist in Stellenbosch noch 1 Stunde Zeit, auf eigene Faust durch das hübsche Städtchen zu flanieren. Dann ist Abschied angesagt. Fritz bleibt noch eine Weile bei uns am Check in, bevor unser Emirates Flug EK0773 gegen 13:30 Richtung Dubai abhebt. Der Flug von Kapstadt nach Dubai verläuft ohne besondere Vorkommnisse, Rosi am Fenster, Otto am Mittelplatz daneben. Gegen 2 Uhr morgens hat die ganze Gruppe ihr Gepäck und sich um Bakr Mohamad, den neuen Reiseleiter, geschart. Er bringt uns ins Hotel, wo wir eine halbe Stunde später endlich ankommen. Gute Nacht.


23.02.2016 – in der Moderne

Herr Bakr macht um 10 Uhr nach Ausschlafen und einem guten Frühstück eine professionelle Informationsveranstaltung, wo er wortgewandt bunte Bilder und einige Filmschnipsel präsentiert. Blumig preist er zwei fakultative Angebote an: eine abendliche Dhow Kreuzfahrt mit Abendessen auf dem Dubai Creek und am nächsten Tag Dubai bei Nacht mit einem Abendessen an der modernen Marina. Wer beide Optionen bucht, spart gleich noch 20 Euro pro Person und zahlt nur 131 Euro. Wir sind dabei. Nur das zusätzliche Ticket für 50 Euro in das 124. Stockwerk des Burj Khalifa sind wir nicht bereit, zu investieren. Das erscheint uns für Aufzug-Fahren denn doch etwas überzogen. Wir werden für das anstehende Programm in 2 Gruppen aufgeteilt und um 12:30 Uhr von 2 Führern mit 2 Bussen abgeholt. Zunächst bewegen wir uns im modernen Dubai zwischen himmelstrebenden Hochhäusern. Weit mehr als 200 Gebäude sind über 150 m hoch, der Burj Khalifa mit seinen 826 m überragt sie alle. Direkt daneben besuchen wir die Dubai Mall, eines der größten Einkaufszentren der Welt, das mehr als 1.200 Geschäfte und über 14.000 Parkplätze beherbergt. Wir gehen durch eine Glitzer- und Glamourwelt, vorbei an einem dreistöckigen Aquarium mit 75 cm dicken Acrylwänden, einer Kunsteisbahn, einem über 20 m hohen Wasserfall und sind beeindruckt. Dann sind wir draußen und stehen am Burj Khalifa Lake direkt vor dem Monsterwolkenkratzer. Wie will man den bloß aufs Bild bringen? Nachmittags fahren wir südwestlich Richtung Abu Dhabi. Die hypermodernen Himmelstürme der Marina lassen wir hinter uns, links und rechts der Straße Sand, viel Sand. Und eine unendliche Baustelle. Kilometerweit zieht sich das Gelände, das 2020 die Expo und Millionen an Besuchern aufnehmen soll. Rund 4,8 Milliarden Euro werden dafür von den Vereinigten Arabischen Emiraten ausgegeben, mehr als 200.000 neue Arbeitsplätze sollen dadurch entstehen. Weit draußen im Nirgendwo halten wir an einem einsamen großen Gebäudekomplex, einem Hotel. Wer um alles in der Welt will denn hier wohnen? Ob es jemals Gäste hat, erfahren wir nicht. Wir werden bei einem Teppichhändler ab- und ihm ausgeliefert. In perfektem Deutsch umgarnt er uns wortreich und wirft uns seine geknüpften Preziosen vor die Füße. Das anfängliche Interesse lässt aber rasch nach. Endlich akzeptiert der Geschäftsmann, dass er mit uns kein Glück hat. Zurück in der Stadt fahren wir auf die berühmte Palme. Aus unserer Boden-Perspektive ist sie überhaupt nicht als solche zu erkennen. Mächtig thront das Luxushotel Atlantis auf dem umgebenden Sichelmond. Die größte Suite hat 960 m² und ist für 25.000 Euro pro Nacht gewiss kein Schnäppchen. In Madinat Jumeirah und dem Madinat Souk ist dann richtig was los. Der gesamte Komplex ist in eine künstlich angelegte Lagune integriert und sehr attraktiv gestaltet. Vorgelagert im Persischen Golf thront das Luxushotel Burj al Arab. Schicke Restaurants am Wasser und geschmackvolle Läden in den weitläufigen Souks verwöhnen unsere Augen. Gerne würden wir hier ein wenig verweilen – aber die Zeit drängt. Bei Dunkelheit erreichen wir den Dubai Creek und gehen auf eine bereitstehende Dhow. Auf dem Oberdeck findet unser abendliches Dinner statt. Während wir essen, ziehen die glitzernden Lichter der Großstadt am Persischen Golf an uns vorbei.


24.02.2016 – Eintauchen in die Vergangenheit

Dubai wurde im 19. Jahrhundert wesentlich von den reichen persischen Perlen- und Textilhändlern geprägt, die Teilen der einheimischen Bevölkerung sogar einen gewissen Wohlstand brachten. Jedes der Häuser im Bastakiya-Viertel ist reich mit arabischer Kunst verziert, verfügt über einen eigenen Innenhof, und oben drauf sitzen die einstigen „Klimaanlagen“, die persischen Windtürme. Nicht nur diese „Kühlanlagen“ brachten die Perser aus ihrer Heimat mit, auch der Name Bastakiya ist von der persischen Stadt Bastak abgeleitet. Ob der Juwelier, wo wir gleich danach landen, ebenfalls persische Wurzeln hat, vermag ich nicht zu sagen. Reich ist er bestimmt. Wir steuern jedoch seinem Vermögen nichts bei und verlassen das edle Geschäft ohne neuen Schmuck. Die vielen kleinen Geschäfte im Gewürzbasar sind weit weniger protzig, dafür belabern uns die Verkäufer aber unentwegt, so dass wir gar nicht stehen bleiben und schauen wollen. Von der obersten Etage eines in weiten Teilen leerstehenden Parkhauses haben wir einen tollen Blick auf den Dubai Creek und das geschäftige Be- und Entladen der Lastkähne am Ufer. Das Fort Al-Fahid aus dem Anfang des 19. Jh. beherbergt heute das historische Museum. Im sandigen Innenhof sind detailgetreue restaurierte Boote ausgestellt, unverzichtbarer Bestandteil der Geschichte Dubais. In Räumen darum herum werden Waffen ausgestellt. Wir haben mehr als 1 Stunde Zeit und wissen nicht so recht, was wir damit anfangen sollen. Als wir in die Räume im Untergeschoß entdecken, sind wir begeistert. Anschaulich und kurzweilig wird die Entwicklung des kleinen Emirats bis heute demonstriert. Jetzt wird sogar die Zeit knapp. Draußen ist es sengend heiß. Zur Abkühlung verfrachtet man uns zu einer Modenschau. Vier Models präsentieren modisches in Leder und Pelz, danach dürfen wir selbst probieren. Wir warten draußen auf der Straße, bis der Kauf- und Konsumrausch zu Ende gegangen ist. Kurze Verschnaufpause im Hotel, nachmittags geht es weiter im Programm: Das Heritage Village ist recht öde und leer, die Frau, die Gebäck im heißen Fett zubereitet, sollen wir nicht fotografieren. Das Geburtshaus von Sheikh Saeed al-Maktoum, einem Vorfahren des heutigen Emirs Muhammad bin Raschid Al Maktum, zeigt viele Fotos, spricht uns aber auch nicht sonderlich an. Gewaltig ist der Unterschied, als wir zwischen den gigantischen Hochhäusern der Marina anhalten. In der Nähe gibt’s dann Abendessen. Leider ergattern wir keinen Platz draußen auf der Terrasse mehr. Die Rush Hour demonstriert arabische Gelassenheit. Zäh kriecht der Strom der Autos auf jeweils 6 Spuren dahin. Die Fahrer halten viel größere Abstände, als bei uns üblich. An der Dubai Mall wird Zeit und Treffpunkt vereinbart, dann genießt jeder die Show der Dubai Fountain individuell. Wer ein Burj Khalifa Aufzug Ticket gekauft hat, darf in den 124. Stock fahren. Wir gehen direkt ans Wasser. Jede halbe Stunde ist eine beeindruckende Show. Zu verschiedenen Musiktiteln werden Wasserfontänen mit bis 150 m Höhe aktiviert und dabei von Scheinwerfern angestrahlt. Wir bestaunen 3 Shows, bevor wir zum Treffpunkt zurückkehren müssen.


25.02.2016 – nach Hause

Der Wecker klingelt um 4:30 Uhr. Eine halbe Stunde später gibt es ein Not-Frühstück. Um 5:30 sollte der Bus da sein. Nach 30 Minuten vergebenen Wartens erkundigt Otto sich an der Rezeption. Der freundliche Portier fragt, welche Nummer er anrufen könne. Otto erinnert sich an die Telefonnummer von Bakr Mohamad und holt ihn prompt aus den schönsten Träumen. Der Bus sei unterwegs. Kurz danach meldet er sich noch mal und informiert uns, dass der Busfahrer am falschen Hotel gewesen sei. Immer noch rechtzeitig erreichen wir Dubai Airport und checken für unseren Rückflug nach München ein. Bye bye Dubai – es war schön, dich kennengelernt zu haben. Ein zweites Mal wird’s nicht geben, dafür bist du zu affektiert, zu versnobt, zu seelenlos.

© copyright Otto Kinateder