Hintergrund

ISLAND
Feuer und Eis

Juli 2003

PDF

Seit vielen Jahren träumen wir davon, Island - das Land aus Feuer und Eis mit seinen Geysiren und Vulkanen - auf eigene Faust zu erkunden. Eigentlich wollten wir ja mit unserem Pkw per Fähre über die Färöer Inseln anreisen. Da das Hochland aber nur mit Geländewagen zu befahren ist, haben wir diese Option wieder verworfen und uns für eine Anreise per Flugzeug und eine Rundreise mit einem gemieteten Allrad-Camper entschieden. Rosmarie hat intensiv Führer und Reiseberichte studiert und unsere Route ausgearbeitet.


Montag 30. Juni

Nach einem langen Tag erreichen wir um 21 Uhr Ortszeit, daheim ist es bereits 23 Uhr, den internationalen Flughafen von Reykjavik - Keflavik. Es ist windig und kalt. Der Angestellte der 'J & S' Autovermietung erwartet uns bereits. Er weist uns in unseren Camper, einen Dogde Dakota mit V6 Benzinmotor ein. Na ja, so ganz neu sieht das Fahrzeug wirklich nicht aus. Allerdings gehen wir davon aus, dass dann ein paar Kratzer oder Beulen mehr auch nichts ausmachen werden. Wir erledigen die Übernahmeformalitäten, bezahlen die Vollkaskoversicherung und die Nebenkosten und legen uns müde gleich auf dem Parkplatz in unserem rollenden Hotel schlafen. Davor haben wir noch erfahren müssen, dass heute keine Läden oder Geschäfte mehr offen haben und sie morgen nicht vor 10 Uhr öffnen werden. Mal sehen, was das für unser Frühstück bedeutet.


Dienstag 1. Juli

6 Uhr - Otto ist früher wach als Rosmarie. Nach einer Katzenwäsche im Camper erkundet er den Flughafen. Das Restaurant ist noch geschlossen, die Geschäfte öffnen um 10 Uhr. Bis dahin sind wir verhungert! Was hilft's - ohne Frühstück und irgendwelche Lebensmittelvorräte brechen wir auf. An der Blauen Lagune vorbei (Rosmarie ist traurig, dass wir nicht Halt machen, aber Otto möchte erst am Ende der Reise hierhin fahren) führt uns die Straße nach Grindavik. Von da weg haben wir Schotterpiste. Unser erstes Ziel ist das Solfataren-Gebiet bei Krisuvik. An vielen Stellen strömt heißer Dampf aus dem Boden. Es stinkt, brodelt, zischt und blubbert. Wir lassen den Kleifarvatn rechts liegen und machen einen Abstecher in den nächsten Ort nach Hafnafjörður, um endlich Lebensmittel einzukaufen. Geschafft - unser Überleben für die nächsten Tage ist gesichert! Zurück zum Kleifarvatn und jetzt erst mal Frühstück, eigentlich eher Brunch, da es bereits 11 Uhr ist. Unsere Route trägt uns an der Südküste entlang, vorbei am Hiðarvatn, zur wunderschönen Strandakirkja. Über die Brücke über die Ölfusá erreichen wir Eyrabakki. Der malerische Ort mit seinen alten Holzhäusern lädt uns zu einer Kaffeepause ein. In der warmen Nachmittagssonne genießen wir Kaffee und Kuchen im Freien vor dem Rauða Huset. Island ist wunderschön! Aber wir wollen ja noch weiter. Wir lassen Selfoss hinter uns und fahren entlang der Þjórsá nach Norden. Unser Dodge verbraucht ganz schön Benzin - in Arnes erhält er Nachschub. Es beginnt leicht zu nieseln. Die erste Abfahrt zum Hjalparfoss verpassen wir, kurz danach auch die zweite. Also wenden wir, um doch noch hin zu kommen. Der kleine Wasserfall liegt anmutig zwischen Basaltblöcken, Blumen schmücken die Ufer. Leider verderben uns unzählige Mücken die romantische Stimmung. Wenigstens stechen sie nicht. Eine Wellblechpiste bringt uns hinauf nach Stöng, wo ein alter Wikingerhof ausgegraben wurde. Diesen Besuch hätten wir uns sparen können. Ein neues Gebäude, dem Baustil der Vorzeit nachempfunden, steht über Resten der Originalfundamente, die wir nur erahnen können. Zusammen mit Myriaden von Mücken machen wir einen Abendspaziergang und übernachten hier.


Mittwoch 2. Juli

Während der Nacht hat es stark geregnet. Wir stehen um 6 Uhr bei leichtem Nieselregen auf. Todesmutig wäscht sich Rosmarie am Fluss - brrr! Otto erhält eine fürsorgliche Haarwäsche mit warmem Wasser aus der Waschschüssel. Ansonsten gibt's FKK-Wäsche im Freien. Zunächst besuchen wir das nahe gelegene Republiksgehöft Þjóðveldisbær. Dicke Grasdächer und Torfwände gewährten den Insassen einst Schutz und Wärme. Nach der Außenbesichtigung treibt es uns weiter Richtung Norden entlang der Þjórsá bis zur Brücke über den Fluss. Danach wenden wir uns wieder nach Süden. Die Schotterpiste ist sehr gut ausgebaut und wir kommen zügig voran. Grauschwarze Lavawüste soweit das Auge reicht. Dann kommt unsere erste Furt. Otto hält an, begutachtet Wassertiefe, Strömung und Untergrund und stellt fest: kein Problem. Licht ausschalten, Geländeuntersetzung einlegen, im 1. Gang kämpfen wir uns durch das Wasser - geschafft - was sind wir toll! Es folgt eine ganze Reihe von Bachdurchquerungen. Die Landschaft wird immer grüner - Berge in tollen Farben umgeben uns. Endlich erreichen wir Landmannalaugar. Es nieselt, tief hängt der Nebel herab. Die Farbenpracht der Liparit-Berge hier können wir nur erahnen. Die Furten hinüber zum Campingplatz sind tiefer als die, die wir bisher gemeistert haben. Wir lassen unser Fahrzeug stehen und gehen über eine Fußgängerbrücke zu den Warmwasserquellen und Pools, die diesen Ort so berühmt machen. Dabei beobachten wir mehrere Geländewagen und einen Bus, wie sie die Furten meistern. Keine Frage, wir schaffen das jetzt auch. Gekonnt suchen wir die seichteren Stellen, die man anhand des sich kräuselnden Wassers gut erkennen kann. Ein Naturbursche setzt vor uns mit seinem Landrover samt Anhänger ohne Zögern in voller Fahrt an der tiefsten Stelle durch. Jetzt ist aber endlich Baden im Nieselregen angesagt. Der Fluss ist etwa 28° warm, ein kleiner Bachlauf bringt seitlich heißes Wasser mit sich und die richtige Mischung erzeugt man durch kontrolliertes Wedeln mit den Händen. Danach sollte eigentlich Siesta sein. Weil es immer mehr zu regnen beginnt, beschließen wir doch gleich weiter zu fahren. Wir haben Sorge, dass der Wasserstand der Flüsse zu sehr zunimmt - und wir haben noch einige zu queren. Nächstes Ziel ist die Eldgja Spalte. Wir durchwaten einige Furten - alle ohne Probleme. Eine alte Mercedes Limousine kommt uns entgegen. Wie der Fahrer diese Strecke meistern kann, ist uns ein Rätsel. Die etwa 30 km ziehen sich ganz schön und wir sind schon in Sorge, in falscher Richtung unterwegs zu sein. Endlich links die Abzweigung, wo kurz danach die Fahrzeuge abgestellt werden müssen. Laut Reiseführer sind hier 2 besonders tiefe Furten. Vor uns ein mutiger Isländer - wenn der das schafft - wir auch! Tatsächlich ist das Wasser hier teilweise mehr als 60 cm tief. Doch mit kleinster Geländeuntersetzung und Vollgas, damit der Motor nicht abstirbt, kommen wir durch. Wegen des immer stärker werdenden Regens machen wir die geplante Wanderung zum Wasserfall in der Eldgja Schlucht nicht und kehren um. Das bedeutet, wir müssen wieder durch die beiden tiefen Furten. Beim Einfahren schwappt das Wasser sogar über die Motorhaube - aber alles geht gut. Wir fahren weiter in Richtung Süden. An einer Haltebucht an der Strecke bei einer Spalte pausieren wir für einen kurzen Fotostopp. Danach macht der Anlasser keinen Mucks mehr. Mobilfunk ist natürlich Fehlanzeige. Das bedeutet Warten, bis jemand vorbeikommt. Wir haben Glück, bereits nach einer halben Stunde schleppt uns ein hilfsbereiter Urlauber aus der abschüssigen Haltebucht. Wir stellen den Motor bis zur Tankstelle in Kirkjubæjarsklaustur nicht mehr ab. Der dortige Anruf bei unserem Vermieter klärt das Problem: man muss zum Starten die Kupplung bis zum Bodenblech durchtreten! Wir tanken Frischwasser und waschen unseren Wagen (der das sehr nötig hat). Auf einem Parkplatz in der Nähe von Lómagnupur bleiben wir heute Nacht. Hier finden wir einen Graben mit interessanten Säulenformationen.


Donnerstag 3. Juli

6 Uhr morgens, die Sonne blitzt durch die Wolken. Irgendwie mutiert Otto zum Frühaufsteher. Nach einem gemütlichen Frühstück brettern wir durch die Schwemmlandebene Skeiðarásandur Richtung Vatnajökull Nationalpark. Der erste Halt ist in Bölti. Von hier führt ein beschaulicher Wanderweg hinauf in die Bergwelt des Skaftafell. Nach etwa 1 Stunde erreichen wir den Svartifoss, ein Wasserfall der weniger durch seine Höhe oder Wassermassen beeindruckt, als vielmehr durch herrliche Basaltsäulen, zwischen denen das Wasser wie an Orgelpfeifen vorbei herabstürzt. Daneben haben wir einen herrlichen Blick auf die riesigen Eismassen des Skaftafellsjökull. Es handelt sich hierbei um eine Gletscherzunge des Vatnajökull, Islands größtem Gletscher, der mit einer Fläche von 8.300 km² größer ist als Mallorca. Wir fahren kurz weiter und halten an einem Parkplatz, wo wir ein Stück neben der Gletscherzunge des Svinafellsjökull den Berg hinaufsteigen. Die gigantischen Eismassen sind beeindruckend. Etwa 30 km weiter auf der Ringstraße empfängt uns der eisige Gletschersee Jökulsarlon. In ihm treiben und schmelzen die abgekalbten Eismassen des Breiðamerkurjökull als Eisberge. Die bittere Kälte hier erzeugt dichte Nebelschwaden. Gespenstisch träge treiben die Eisberge im kalten Wasser. Ein Amphibienfahrzeug trägt uns hinaus auf den See, zwischen den Eisgiganten hindurch bis an die Gletscherzunge. Dabei erfahren wir auch Wissenswertes über Gletscher und Eisberge. Der Trip ist mit 1.900 ISK (ca. 22 Euro) pro Person nicht ganz billig, aber trotzdem sehr empfehlenswert. Für die anstehende Mittagsrast findet Otto einen wunderschön versteckten Rastplatz ganz nahe an der Ringstraße. Er verschiebt das Tanken bei Smyrlabjörg. Die nächstgelegene Tankstelle laut unserer neuen 'freytag & berndt' Straßenkarte in Brunnholt ist ja nur etwa 30 km weiter. Dummerweise existiert sie nicht mehr. In Höfn, dem nächstgelegenen Ort nochmals 30 km weiter ist keine eingetragen. Die Reservekontrollleuchte ist an! Gott sei Dank gibt es in Höfn doch eine Tankstelle. Der Supermarkt nebenan versorgt uns auch gleich mit dem Nötigsten. Jetzt steuern wir die Halbinsel Stokksnes an. Laut unserem sehr zu empfehlenden Iwanowski Reiseführer ein überaus lohnender Abstecher. Hier irrt der Autor gewaltig. Das erwähnte Gebiet am Leuchtturm ist Sperrgebiet und darf nicht betreten werden. Wir fahren zurück zur Ringstraße, die sich jetzt Richtung Norden wendet. Es geht steil bergan. Zur Abwechslung beginnt es zu regnen. Die Wolken ziehen immer tiefer herein. Von der schönen Küstenlandschaft an den Ostfjorden sehen wir praktisch nichts. Die Straße ist hier Schotterpiste. Nach kurzer Zeit haben alle Fahrzeuge eine weitgehend identische Farbe. Wir suchen mittlerweile müde und verzweifelt nach einem Platz für die Nacht. Nichts genügt unseren Ansprüchen. Nahe bei Melshorn entdeckt Rosmarie einen abgelegenen Rastplatz im Fossarðalur mit einem schönen Wasserfall.


Freitag 4. Juli

Es regnet. Morgentoilette mit gegenseitigem Haarewaschen ist angesagt. Die Ringstraße verlassen wir bei Melshorn, um über die 939 abzukürzen. Die Schotterpiste führt uns durch das Suðurdalur wieder auf die 1 zurück. Gegen 11 Uhr erreichen wir Egilsstaðir wo wir zunächst den Camper waschen (der das wieder nötig hat!). Wir versorgen uns mit Bargeld und Lebensmitteln für die vor uns liegenden Tage im Hochland der Askja. An der letzten Tankstelle in Skjölðdolfsstaðir wird der Wagen vollgetankt. Rosmarie hat die weniger befahrene Route über Brú und die 910 gewählt. Geröllwüste soweit das Auge reicht! Wieder sind mehrere Furten zu durchqueren, die letzte ist etwas tiefer und hat eine relativ starke Strömung. Die Landschaft verändert sich. Die Strecke ist mal sandig mal felsig. Die Piste windet sich in unzähligen Kehren zwischen Eruptivformationen hindurch. Endlich kommt die Askja in Sicht. Für die letzten 50 km haben wir mehr als 2 Stunden gebraucht. Und wieder setzt Regen ein, als wir das Camp an der Askja erreichen. Die freundliche Dame in der Hütte dort gibt uns Wetterauskunft: "es regnet seit 3 Tagen, für den Wind ist keine Änderung vorhergesagt, aber irgendwann muss es ja mal aufhören zu regnen." Was nun? Wir beschließen, die letzten 8 km zum Parkplatz hinaufzufahren und von dort die Wanderung zum Öskjuvatn und dem davor liegenden Kratersee Viti zu wagen. Wir machen uns regendicht so gut es eben geht und stapfen los. Der erste Kilometer führt uns über massive Lava und ist gut zu bewältigen. Danach kommt die gleiche Strecke matschiger Schnee und zu guter Letzt Schlamm. Direkt zur Viti können wir nicht hinabsteigen. Der Boden ist extrem rutschig. Wir machen einen großen Bogen durch ein danebenliegendes Schneefeld und stehen endlich staunend vor dem grünen Kratersee. Für einen Augenblick kommt sogar die Sonne durch und baut einen strahlenden Regenbogen. Wir stapfen weiter zum Hochsee. Es regnet wieder unablässig. Das gegenüberliegende Ufer kann man nur erahnen. Bis auf die Haut durchnässt kehren wir zu unserem Camper zurück. Der Regen hält unvermindert an. Heizung an - trockene Kleidung anziehen - Tee trinken - wir fühlen uns sehr wohl! Danach fahren wir die 8 km zurück zum Camp, wo wir über die Nacht bleiben werden. Den Wohnraum im Camper und den Platz hinter den Sitzen im Auto zieren Wäscheleinen, wo wir versuchen, unsere nassen Klamotten zu trocknen.


Samstag 5. Juli

Um 7 Uhr Morgen verlassen wir das noch schlafende Camp an der Askja vorbei an der Herðubreið nach Norden. Endlose Lavafelder sind zu durchfahren. Die 4 Furten bereiten keine Probleme, insbesondere, da Hinweisschilder angebracht sind, wie die Lindaá bzw. die Grafarlandaá am besten zu bewältigen sind. Nach 90 km und mehr als 4 Stunden haben wir die Ringstraße fast erreicht. Der rege Verkehr dort ist schon zu sehen, aber wir biegen noch vorher den kaum zu erkennenden Pfad zur Hrossaborg ab. Es handelt sich hierbei um einen Vulkankrater, dessen Flanke von einem eiszeitlichen Gletscher aufgerissen worden war, so dass wir jetzt bequem hineinfahren können. Früher sollen hier Reisende mit ihren Pferden im Schutz des Kraters Schutz gesucht haben. Wir machen ebenfalls Pause und hängen die immer noch nassen Klamotten vom Vortag außen am Camper zum Trocknen auf. Danach nehmen wir die 1 Richtung Westen bis die 862 als Feldweg rechts abzweigt. Der Blick zurück offenbart noch einmal die Größe der Askja und der Herðubreið. Die nächsten 20 km sind eine Tortur für Wagen und Insassen. Schlagloch reiht sich an Schlagloch, nur unterbrochen von Felsbrocken, die uns und unsere Reifen malträtieren. Endlich erreichen wir den Parkplatz von dem Wanderwege zum Dettifoss und Selfoss führen. Laut unserem Reiseführer hat man vom linken Flussufer (diese Seite haben wir gewählt) den schöneren Blick auf die gigantischen Wasserfälle. Als erstes nehmen wir den Weg links zum Dettifoss, dem größten Wasserfall Europas. Jede Sekunde donnern hier etwa 200 Tonnen graubrauner Wassermassen eine 44 Meter tiefe Stufe hinab. Die Luft ist schwer von der Gischt, das Getöse beängstigend. Rosmarie ist unsicher, ob sie das Auto auf ihrer Seite abgeschlossen hat und läuft noch einmal zurück - natürlich war alles o.k.. Etwa 15 Minuten zu Fuß stromaufwärts braust der Selfoss. Jetzt beneiden wir die Menschen, die am rechten Flussufer stehen. Sie können wesentlich näher an die 10 bis 15 Meter tiefe Fallkante heran und haben einen herrlichen Blick auf die breiten Kaskaden. Na ja, was soll's - wir fahren ein kleines Stück weiter und erreichen den nächsten Parkplatz, von dem wir zum Hafragilsfoss wandern. Einige Kilometer an der Jökulsá á Fjöllum (Gletscherfluss aus den Bergen) stromabwärts ist der Parkplatz für den Rettarfoss. Jetzt kommt endlich die Sonne raus und wird uns einen herrlichen Abend bescheren. Heerscharen von Mücken - wenigstens stechen sie nicht - versuchen zwar uns zu ärgern, doch wir lassen uns die gute Stimmung nicht vermiesen. Nach dem Abendessen beschließen wir einen wunderschönen Tag mit einer Wanderung durch eine blühende Vegetation. Wir spazieren an einem kleinen Bachlauf entlang, dessen kristallklares Wasser letztendlich in der schmutzigen Brühe der Jökulsá á Fjöllum mündet. Es ist bereits 22 Uhr und die Sonne steht immer noch strahlend hoch am Himmel. Eigentlich ist das Gebiet ja Nationalpark und es herrscht absolutes Campingverbot. Weil's gar so schön ist übernachten wir trotzdem hier.


Sonntag 6. Juli

Wir haben heute Früh Bilderbuchwetter und schlafen aus, erst gegen 8 Uhr brechen wir auf. Nach etwa 15 km in nördlicher Richtung erreichen wir den Hljoðaklettar, den Echofelsen. Wir wandern und fahren nach kurzer Zeit weiter nach Asbyrgi um hier durch die "Burg der Götter" zu laufen. Es handelt sich dabei um eine hufeisenförmige Lavaformation. Nach einem Tankstopp wenden wir uns nach Westen zur Halbinsel Tjörnes. Die Sicht auf den Atlantik und die gegenüberliegenden schneebedeckten Hänge des Viknafjölls ist beeindruckend. Bei Heðinshöfði parken wir am Strand, lesen und wandern. Trotz des Sonnenscheins ist es ganz schön kalt. Nur wenige Kilometer weiter lädt Husavik zum Verweilen. Das kleine Zentrum mit dem Hafen, diversen Cafes und Restaurants sowie einer wunderschönen Kirche ist rasch erkundet. Gleich hinter dem Ortsende entdeckt Rosmarie einen kleinen See, aus dem Dampf aufsteigt. Er hat fast Badewannentemperatur und so können 11° Lufttemperatur Rosmarie nicht weiter schrecken. Wir halten für Schwimmen (Rosmarie) und Kaffeepause (Otto). Danach treibt uns die Neugier weiter nach Süden. Im Wasserkraftwerk Laxarvirkjun, das zum Teil in einen Berg gesprengt wurde, erhalten wir eine kostenlose Führung durch den unterirdischen Teil, in dem sich zudem eine zeitgenössische Kunstausstellung über die nordischen Götter befindet. Ganz in der Nähe besuchen wir das sehr schön restaurierte Torfgehöft Grenjaðarstaður mit seiner Kirche und seinem Friedhof. Es ist bereits 18 Uhr und die Gebäude werden geschlossen. Knapp 1 Stunde später erreichen wir unser heutiges Etappenziel, den Campingplatz in Reykljahlið am Myvatn. Es beginnt zu regnen. Wir verbringen einen langen gemütlichen Abend mit einem holländischen Ehepaar und tauschen die bisherigen Erlebnisse aus.


Montag 7. Juli

Der Himmel ist noch immer wolkenverhangen, aber der Regen vom Vorabend hat wenigstens aufgehört. Gegen 7.30 Uhr brechen wir zur Krafla auf. Es handelt sich um die vulkanisch aktivste Region Islands. 1964 wurde hier ein Erdwärmekraftwerk gebaut, das den aus bis 2.200 m Tiefe kommenden Wasserdampf zur Stromerzeugung nutzt. Wir klettern hoch zum wassergefüllten Seitenkrater Viti und umrunden ihn. Gleich nebenan parken wir an der vulkanisch aktiven Leirhnjkukur-Spalte. Der Rundweg vorbei an dampfenden Solfataren, blubbernden Schlammlöchern und einen neuen, noch tiefschwarzen Lavafeld dauert 1 Stunde. Nur 8 km weiter ist das Solfataren- und Fumarolen-Gebiet Hverarönd. Wir beachten eifrig den Hinweis unseres Führers, die Linsen der Kameras nach dem Fotografieren oder Filmen sofort wieder zu verschließen, um sie vor den schwefelhaltigen Dämpfen zu schützen. Otto bemerkt irgendwann, dass die Gläser seiner Brille eine deutlich grüne Färbung angenommen haben. Hier auf dem Parkplatz tauschen wir mit dem Reiseleiter einer deutschen Bustour (Daltus Reisen - Busse mit Dachzelten) Erfahrungen aus. Danach geht's weiter zur Grjotagja. Das ist eine Lavaspalte, unter der in einer Grotte heißes Wasser fließt. Mit über 50° ist es zum Baden nicht geeignet. Gleich nebenan erhebt sich majestätisch der Explosionskrater Hverfjall. Der Kraterrand ist 150 m hoch und hat einen Durchmesser von 1.300 m. Der Aufstieg ist zwar anstrengend, aber einfach zu gehen. Von Oben genießen wir eine herrliche Rundumsicht: Myvatn, Krafla und Dimmuborgir, ein Lavalabyrinth, das wir im Anschluss durchwandern. Inzwischen sind wir ziemlich müde vom Laufen und machen auf einem Parkplatz bei Kalfaströnd am Südufer des Myvatn Kaffeepause. Die Mücken, denen der See seinen Namen verdankt, vertreiben uns wieder. Die Sonne hat alle Wolken aufgezehrt und strahlt wieder in ganzer Pracht. Wenige Kilometer weiter, bei Skukustaðir warten Pseudokrater auf uns. Das sind Krater, die durch den Druck von Wasserdampf entstanden sind und niemals Auswurfmasse freigesetzt haben. Aber irgendwann ist auch bei uns die Luft raus. Sehr lustlos wandern wir an 2 Kratern vorbei um dann weiter auf der Ringstraße Richtung Westen zu fahren. Die Skjalfandafljot stürzt bei Fossholl über eine große Breite eine 6 m tiefe Stufe hinab - der Goðafoss. Das erforderliche Erinnerungsfoto ist schnell gemacht. Rosmarie hat auf der Karte ganz in der Nähe einen kleinen See ausgemacht, den Ljosavatn, an dessen Ostufer wir unseren Nachtplatz finden.


Dienstag 8. Juli

Bei schönem Sommerwetter erreichen wir die Torfhäuser in Laufas am Eyjarfjörður. Besichtigung der Häuser innen ist erst ab 10 Uhr möglich. Deshalb begnügen wir uns mit dem gepflegten Äußeren und der sehr schönen Kirche nebenan. Um 9.30 Uhr erreichen wir Akureyri, die Hauptstadt des Nordens. Gleich am Ortseingang wird getankt und der Wagen gewaschen (damit Rosmarie auch bei ihrem Seitenfenster wieder raus sieht). Erstes Ziel ist das Geburtshaus und jetzige Museum eines der berühmtesten Dichter Islands, Jon Sveinsson. Er wurde bei uns durch die Nonni Kinderbücher bekannt. Gerne würden wir ein deutsch- oder englischsprachiges Exemplar als Souvenir mitnehmen. Leider gibt es keine. Die freundliche Museumsangestellte erklärt uns, dass sie derzeit keinen deutschen Verleger finden könne. Wir parken im Zentrum und bummeln durch relativ leere Straßen. Am Ortsende finden wir noch einen Bonus Lebensmittelmarkt, der uns mit dem nötigen Proviant für die nächsten Tage versorgt. Für unsere weitere Route in Richtung Westen wählen wir die 1, die mit 90 km deutlich kürzer ist als die Küstenstraße mit etwa 200 km. Auf einem Parkplatz in der Gebirgspassage Öksnadalsheiði sprechen wir einen Münchner Kangoo-Fahrer an, den wir die letzten beiden Tage immer wieder gesehen haben. Er kann mit seinem Pkw zwar nicht ins Hochland fahren, bleibt aber dafür mindestens 4 Wochen hier und war vorher bereits je 1 Woche auf den Shetland- und Färöer Inseln. Nach einer kurzen Mittagspause erreichen wir Vermalið, wo wir nach Norden abbiegen um nach Glaumbær zu gelangen. Die hier befindlichen Torfhäuser sind die 400 ISK (knapp 5 Euro) Eintritt pro Person wert. Wir erhalten eine plastische Vorstellung über das Leben auf kleinem Wohnraum. Etwas weiter nördlich, beim Skagafjörður machen wir einen kurzen sonnigen (aber kalten) Strandspaziergang. Wir fahren am Fjord entlang und auf der gegenüberliegenden Seite zurück nach Süden, nach Vermahlið. Ganz in der Nähe besuchen wir Viðimyri, die älteste Torfkirche Islands. Die 150 ISK Eintritt sind für das Gebotene deutlich übertrieben, aber was soll's. Wir suchen jetzt einen Schlafplatz für heute Nacht an der Ringstraße. Ergebnislos kommen wir bis Bolstaðarhlið, wo wir für unsere am nächsten Tag anstehende Hochlanddurchquerung über die Kjölur-Route voll tanken wollen. Die in unserer neuen Islandkarte eingezeichnete Tankstelle gibt es seit 9 (!) Jahren nicht mehr! Die nächstgelegene Tankstelle war in Vermalið, 20 km zurück. Sicherheitshalber fahren wir wieder zurück, tanken und übernachten dort auf einem ruhigen Rastplatz.


Mittwoch 9. Juli

Die Sonne scheint, das Hochland erwartet uns. Um 7 Uhr brechen wir in Vermahlið auf, nachdem wir auch noch Frischwasser aufgetankt haben. Die Strecke bis Bolstaðarhlið kennen wir ja schon von gestern. Kurz danach zweigt die 35 links ab, Ende der Teerstraße. Aber sie ist hervorragend ausgebaut- zweispurig. Wir fahren soweit die Steigungen es zulassen im 5. Gang. Bereits nach kurzer Zeit lassen wir das Blanda Kraftwerk links liegen. Die Umgebung ist landwirtschaftlich geprägt, überall Schafe auf grünen Weiden. Irgendwie haben wir uns das unwirtliche Hochland anders vorgestellt. Wasser links und rechts der Fahrbahn, unzählige Seen, die das Blanda Kraftwerk speisen, dann Wasser von oben - es beginnt erst leicht, dann kräftig zu regnen. Starker Wind kommt auf. Die ersten 100 Kilometer waren bis jetzt wie (isländische) Autobahn, ein Allrad Pkw ganz sicher nicht erforderlich. Erst die letzten 10 km vor Hveravellir werden holperig. Bereits um 9 Uhr sind wir da. Der erste Rundgang ist ernüchternd: windig, kalt, Menschen in Aufbruch-Stimmung. Wir müssen auch noch feststellen, dass die Tür unseres Kühlschranks aufgegangen ist. Im Camper liegen Tomaten, Joghurt und ein zerbrochenes Glas Gurken. Rosmarie beseitigt die Bescherung, Otto geht fotografieren und filmen. Es ist bitter kalt. Trotzdem oder vielleicht genau deswegen nehmen wir ein Bad im Hot Pot. Direkt neben einer Hütte ist ein natürlicher Lava Pool, gefüllt mit 40° heißem Wasser. Wir suhlen darin, während draußen die Menschen dick vermummt umherlaufen. Dabei kommen wir mit einem jungen Deutschen Reisenden ins Gespräch, der diesen Ort völlig alleine und zu Fuß in 4 Tagen erreicht hat. Sein Weiterweg zur nächsten Siedlung wird weitere 4 Tage in Anspruch nehmen. Was sind wir doch für Wohlstandstouristen! Nach einer kleinen Brotzeit brechen wir weiter nach Süden auf. Die Piste hat auf der gesamten Länge keine Furten und ist damit Pkw-tauglich. Andererseits ist sie jetzt in einem sehr schlechten Zustand. Schlagloch an Schlagloch - wenn die mal weniger werden kommt Wellblech. Wir fahren langsam. Die Gegend ist sehr eintönig und gibt nicht viel her. Einzige Abwechslung sind die grauweißen Eismassen des Blöndurjökull zur Linken und danach des Norðurjökull und Suðurjökull rechts. Endlich gegen 14.30 Uhr erreichen wir wieder Teerstraße, der Parkplatz am Gulfoss ist in Sicht. Der Wind hat jetzt Sturmstärke und treibt heftige Regenschauer vor sich her. Wir bleiben erst mal 30 Minuten im Auto sitzen und warten. Dann hört wenigstens der Regen auf. Wegen der Witterungsumstände gibt es nur einen kurzen Fototermin an der Aussichtsplattform. Wir fahren weiter nach Geysir, wo wir uns das Schauspiel des in 5 bis 10 Minutenabständen spuckenden Strokkur nicht entgehen lassen. Irgendeine Kameraeinstellung war gerade nicht optimal - also auf den nächsten Ausstoß warten. Wenigstens ist es trocken. Klamm gefroren aber tief beeindruckt brechen wir nach einer knappen Stunde wieder auf. Unser Tagespensum (und wir) sind jetzt geschafft. Wir suchen einen möglichst windgeschützten Stellplatz für die Nacht. Neben einer Brücke an einem kleinen Fluss hoffen wir auf eine ruhige Nacht.


Donnerstag 10. Juli

Letzte Nacht haben wir schlecht geschlafen. Fidele Fischer weckten uns mit lautstarker Unterhaltung gegen Mitternacht. Dann kam heftiger Sturm auf. Unser Camper schwankte wie ein Boot auf stürmischer See. Die Planen knallten gegen das Dachgestänge. Irgendwann hat uns die Müdigkeit dann doch übermannt. Gegen 8.30 Uhr brechen wir auf. Zum Laugarvatn sind es nur wenige Kilometer. Wir entdecken am Westufer aus dem Wasser aufsteigende Dampfsäulen. Richtig - auch hier sprudelt heißes Wasser und erwärmt ein Naturbadegebiet. Wir halten uns weiter nach Westen und erreichen bald den Þingvallavatn. Er ist mit 85 km² der größte Binnensee Islands und bis zu 114 m tief. In Þingvellir, einem der berühmtesten Orte wurde bereits in Wikingerzeiten Rat gehalten und Recht gesprochen. Hier trennt sich die eurasische von der amerikanischen Kontinentalplatte. Das Auseinanderdriften lässt sich in der Almannagja gut erkennen. Es gibt viele Spalten. Teilweise sind sie mit Wasser gefüllt. Unser nächstes Ziel wäre eigentlich Borganes über die Kaldidalur Hochlandroute. Aber wir müssen noch Vorräte besorgen, was auf der geplanten Strecke nicht möglich ist. Also ändern wir kurzerhand die Planung für die nächsten Tage. Wir fahren Richtung Reykjavik bis Mosfellsbær. Der Bonus Lebensmittelmarkt hier hat alles, was wir brauchen. Auf der Ringstraße geht's nach Norden. Sie führt durch einen 6 km langen Tunnel unter dem Hval Fjord hindurch. Wir bezahlen lieber die 1.000 ISK Maut (etwa 12 ?) als etwa 50 km Umweg um den Fjord zu nehmen. Otto blickt mal wieder nicht durch. Anstatt hinter dem Tunnelende auf der Hauptstraße zu bleiben, biegt er links nach Akranes ab. Also umrunden wir die kleine Halbinsel und machen dabei eine kurze Kaffeepause. Danach ist Borganes schnell erreicht. Beim Tanken schlägt Rosmarie vor, hier auf dem hübschen Campingplatz zu bleiben. Da es noch nicht einmal 16 Uhr ist, will Otto weiterfahren. Etwa 50 km weiter, in Höhe des Eldborgar Kraters beginnt eine ermüdende Suche nach einem windgeschützten Stellplatz. Links und rechts ist eingezäuntes Weideland. Es gibt nicht einmal Rastplätze. Der Wind wird wieder stärker. Auf dem Parkplatz neben der Kirche in Staðarstaður beschließen wir endlich zu bleiben.


Freitag 11. Juli

Die letzte Nacht war noch extremer als die vorherige. Wir standen zwar im Windschatten einer Böschung. Der Wind wurde jedoch gegen 21.30 Uhr so heftig, dass wir uns entschlossen haben, das Aufstelldach abzusenken. Wir befürchteten, der Sturm würde das Gewebe zerstören oder das Gestänge beschädigen. Das bedeutete, dass Otto auf der der Sitzbank neben dem Tisch und unter dem abgesenkten Hängeschrank, Rosmarie auf einer Matratze daneben auf dem Boden lag. Wenigstens ließ damit das heftige Schaukeln des Wagens nach und das Knallen der Plane an das Gestänge war beendet. Dafür froren wir erbärmlich. Gegen 6 Uhr quälen wir uns aus unseren Notbetten und brechen schlechtgelaunt kurz danach auf. Die Kirche in Buðir ist verschlossen. In unserem Zustand können wir nicht weiterfahren. Wir brauchen dringend Schlaf. Der Wind ist immer noch so stark, dass das Aufstellen des Daches keinen Sinn macht. Neben der Straße bei einer Antennenstation versuchen wir Schlaf nachzuholen: Otto mit Bettdecke auf dem Fahrersitz im Auto - Rosmarie auf der Bank im Camper. Danach geht es uns deutlich besser, wir fahren weiter. An den Klippen bei Arnarstapi fotografieren und filmen wir ausgiebig die Felsen und die brütenden Seevögel. Danach wählen wir anstelle der Küstenstraße den Jeep-Track, der uns hoch hinauf nahe am Snæfellsjökull (1.446 m) vorbeibringt. Die letzte Nacht ist jetzt endgültig vergessen. Die Eindrücke - Sonne / Kälte im Hochgebirge sind gigantisch. Steil bergab erreichen wir bei Olafsvik wieder die Küste auf der Nordseite der Halbinsel Snæfellsnes. Auf einem Parkplatz mit herrlichem Blick über den dunkelblauen Breiðalfjörður machen wir Mittagspause. Es geht weiter am Grunderfjörður entlang. Danach umrunden wir den Kolgrafafjörður. Wir durchqueren die Halbinsel wieder und möchten an der Südküste bei Stakkhamer am Sandstrand Pause machen. Leider Fehlanzeige: die 5 km lange Sandstraße endet an einem Privatanwesen. Also wieder zurück und jetzt ohne Pause durch bis Borganes, das wir um 16 Uhr erreichen. Wir erholen uns hier im Sportzentrum mit seinem geheizten Freibad, diversen Hot Pots und Dampfsauna. Unser Abendbrot nehmen wir auf einem Tisch im angrenzenden Park. Wir wollen heute Nacht auf dem Parkplatz des Sportzentrums, der durch hohe Bäume sehr windgeschützt ist, stehen bleiben. Bei einem Abendspaziergang durch den kleinen Ort vertreten wir uns die Beine. Otto bleibt noch eine Weile am Fußballplatz und bestaunt die Ballkünste der örtlichen Kicker und ihrer Gegner.


Samstag 12. Juli

Nach einer zauberhaft ruhigen Nacht fahren wir um 8 Uhr Morgen los. Das Leben in Island beginnt nicht vor 10 Uhr. Das hat uns bisher viele Vorteile gebracht - wir waren oft vor dem großen Andrang an den ersten Sehenswürdigkeiten. Heute ist es ein Nachteil - wir müssen noch Brot besorgen und Tanken. Unsere Route durch das Hochland, die Kaldidalur Strecke, kennt diese Versorgungspunkte nicht. Wir hoffen, in Husafell tanken zu können. Laut unserer Karte gibt es dort eine Tankstelle !? Richtung Nordosten verlassen wir Borganes. In Reykholt lebte Snorri Sturluson, ein berühmter Schriftsteller und Politiker, der hier im Jahre 1241 auf Geheiß des norwegischen Königs Håkon ermordet wurde. Sein Badeplatz ist noch zu besichtigen, das einzige mittelalterliche "Bauwerk", das Island besitzt. Das Wasser ist noch warm! Nebenan sind Schule und Kirche mit einem modernen Gemeindezentrum. Nicht weit entfernt finden wir die Wasserfälle Hraunfossar und Barnafoss, die nicht durch ihre Größe, sondern eher die hellblaue Farbe des Wassers bemerkenswert sind. Bei einem Busfahrer erkundigen wir uns, ob es die Tankstelle in Husafell noch gibt. Andernfalls müssten wir jetzt zurückfahren. Nach positiven Bescheid brechen wir Richtung Hochland auf. Die Tankstelle ist gut in der Einfahrt zum Campingplatz versteckt. Kurz danach biegt die Hochlandpiste südöstlich ab. Sie ist in ordentlichem Zustand. Links sehen wir den Geitlandsjökull, rechts den Ok, danach links den Þorisjökull. Die Fahrbahn wird immer besser. Wir nähern uns Þingvellir von Norden. Am Þingvallavatn machen wir Mittagspause und vertreten uns die Beine bei einer kurzen Wanderung. Die übrigen Sehenswürdigkeiten hier haben wir ja schon am Donnerstag besichtigt. Wir nähern uns Reykjavik, der letzten Station für heute. Unterwegs besorgen wir noch einmal Lebensmittel. In der Hauptstadt ist unser erstes Ziel das Höfði, jenes Haus, in dem 1986 durch das Gipfeltreffen zwischen Reagan und Gorbatschow das Ende des Kalten Krieges besiegelt wurde. Wir fahren weiter nach Süden in die Stadt zur Perle "Perlan" auf dem Hügel Öskjuhlið. Es handelt sich um 6 kreisrund angeordnete zylindrische Heißwassertanks, über denen eine Glaskuppel thront. In diesem Projekt befinden sich neben 24 Millionen 85° heißen Wassers eine Aussichtsplattform, Eisdiele, Bar, Panoramarestaurant (das Menu kostet hier ab etwa 80 Euro) und Konferenz-, sowie Ausstellungsräume. Wir parken abseits auf dem weitläufigen Parkplatz und bleiben hier mit einem wunderschönen Blick über die Hauptstadt. Leider setzt wieder Regen ein.


Sonntag 13. Juli

Nachdem es die Nacht über kräftig geregnet hat, zeigt sich heute Morgen mit etwas Verzögerung die Sonne wieder. Erst noch verschämt hinter vielen Wolken, bis Mittag aber in voller Pracht. Wir parken in der Nähe vom Rathaus und gehen durch die innere Altstadt. Das Parlament in direkter Nachbarschaft hätten wir beinahe nicht gefunden, es ist großenteils eingerüstet. Am Hafen stehen das Regierungsgebäude und das oberste Gericht. Der Weg quer durch die Altstadt zur Hallgrims Kirche dauert auch nur wenige Minuten. Von dort schlendern wir am Tjörnin See vorbei zurück zum Rathaus, das jetzt auch offen ist. In der Halle versuchen wir auf dem dort aufgebauten Relief Islands unsere Reiseroute nachzufahren, was mangels eingetragener Orte und Straßen gar nicht so einfach ist. Auf jeden Fall kommen wir zu der Erkenntnis, dass wir in den vergangenen 2 Wochen viel, aber beileibe nicht alles von Island gesehen haben. Nach einem Tankstopp verlassen wir Reykjavik mittags Richtung Keflavik. Wir wollen noch das dort in der Nähe befindliche Thermalbad "Blaue Lagune" besuchen. Die großzügige Anlage ist anfänglich begeisternd. Mit der Zeit macht das warme Wasser aber recht müde und nach 2 Stunden haben wir genug. Ein teurer Spaß: der Eintritt kostet pro Person 1.200 ISK (15 Euro) und Otto lässt seine Armbanduhr in der Umkleidekabine liegen. Den Rest des Tages ruhen wir auf dem Parkplatz der Blauen Lagune, packen unser Reisegepäck und fahren am Abend nach Keflavik. Die letzte Nacht stehen wir romantisch an einem alten Leuchtturm am Meer. Morgen früh werden wir um 6 Uhr den Camper am Flughafen zurückgeben und um 7.45 Uhr via Kopenhagen und Hamburg nach München zurückfliegen.

© copyright Otto Kinateder